Samstag, 1. Dezember 2007

Schattenseiten und Sonnenseiten-das Leben als Backpacker

In den letzten Wochen konnte ich mir ja ganz gut einen Eindruck ueber das Backpackerleben verschaffen und habe mir ziemlich viele Gedanken darueber gemacht. Ich versuche einfach mal, alles aufzuzaehlen, damit ihr Euch einen Eindruck verschaffen koennt.

Mir ist letztens ein guter Vergleich eingefallen: stellt Euch vor, ihr wuerdet an einem Tag einen neuen Job und eine neue Wohnung suchen und einen Urlaub planen und am naechsten Tag einen neuen Job anfangen, umziehen und in Urlaub fahren - und das jede Woche :-)

Ausserdem ist manchen anderen Backpackern und mir aufgefallen, dass man eigentlich fast immer nur von den schoenen Erlebnissen berichtet und die schoensten Fotos einstellt, was dann so aussieht als wuerde man hier einen relaxten Dauerurlaub geniessen. Das moechte ich mit dem Bericht und den passenden Fotos aendern.
Aber natuerlich ueberwiegen die Sonnenseiten, sonst kaeme jeder Backpacker ja schon nach einem Monat zurueck ;-)

Also definitiv zu den Schattenseiten gehoeren die Hostels. Es ist einfach fast immer dreckig und recht ungemuetlich. Manchmal leisten einem die Schaben und Kakerlaken in der Kueche Gesellschaft, manchmal ist es selbst denen zu dreckig ;-) Auch mit eisigkaltem Wasser in der Dusche ist zu rechnen, nie war ich so schnell fertig mit meiner Koerperpflege...

Mit ca. 6-8 anderen Menschen in einem Raum zu schlafen ist auch nicht immer so witzig, es ist wahnsinnig eng und jeder hat ja Gepaeck fuer ein Jahr dabei! Da natuerlich jeder seinen anderen Rhytmus hat, bedeutet das, dass durch bzw. ausschlafen fast unmoeglich ist. Bis 7.30/8 Uhr schlafen zu koennen, ist fuer mich der grosse Luxus, da sind auch die Wochenenden keine Ausnahme. Ruecksichtnahme ist hier nicht angesagt und wenn mitten in der Nacht das Zimmer gestuermt wird, nuetzen mir auch meine geliebten Ohrenstopfen nichts.
Wenn man sich mit 6-8 Maedels ein Bad teilt ist es auch eine Kunst, sich gemeinsam die Zaehne zu putzen -mit abwechselndem ausspucken (ja so ist das) :-( Kurz gesagt, Privatsphaere ist niemals moeglich!

Man wird auch mit den Angewohnheiten der unterschiedlichsten Leute konfrontiert, was manchmal sehr unangenehm sein kann... Es sind schon komische Leute dabei, denen man besser aus dem Weg geht. Einige vertrinken ihr hart erarbeitetes Geld von morgens an, manche sind einfach ruecksichtslos oder verschlafen den Tag in ihrem Zimmer... usw. Doch ich muss sagen, bei den meisten Reisenden steht das entdecken und erleben an erster Stelle.

Was auch nerven kann ist die Tatsache, dass man staendig warten muss. Auf das Internet, das Telefon, ein freies Waschbecken, eine Dusche oder Toilette, eine Spuele zum spuelen, eine Waschmaschine zum waschen. Man kann niemals das machen, was man gerade moechte weil eben auch noch andere Leute die gleichen Ideen haben. Planen kann man eigentlich nie etwas weil doch meist etwas dazwischenkommt oder es anders laeuft als man es wollte, was allerdings auch Vorteile haben kann.

Meine persoenliche Schattenseite ist mein Gepaeck, was immer schwerer und unhandlicher wird. Obwohl ich fleissig aussortiere kommt eher noch mehr dazu.

Zu den Fliegen habe ich ja schon einiges gesagt, sie nerven auch weiterhin und selbst die Australier fluchen fleissig vor sich hin. Noch mehr stoeren mich die vielen anderen Tierchen die auch oft in den Badezimmern zu finden sind wie z.B. Spinnen und Kaefergetier.

Heimweh, bzw. die Sehnsucht nach den Lieben daheim gehoert fuer mich irgendwie dazu, was ich auch nicht schlimm finde. Wenn ich im Bus sitze und an zu Hause denke, fliesst schon die ein oder andere Traene. Aber es ist nicht so schlimm, dass mir das Reisen keinen Spass machen wuerde, es gehoert einfach dazu geht aber auch vorbei. Manchmal ist es frustrierend fuer mich, wenn ich etwas tolles erlebe oder auch mal einen Rat brauche, nicht einfach anrufen zu koennen. Oft hat meine Telefonkarte in Orten ausserhalb von Perth nicht funktioniert oder durch die Zeitverschiebung war telefonieren nicht moeglich. Das ist wirklich hart, alles mit sich alleine ausmachen zu muessen!

Allerdings muss ich sagen, dass die Schattenseiten doch auch irgendwie die Sonnenseiten ausmachen.
All diese nicht so tollen Erfahrungen bereichern mich trotzdem, einfach weil ich lerne damit umzugehen, nicht so empflindlich zu sein. Ich lerne Menschen, Charakteren und andere Lebensweisen zu akzeptieren. Ich lerne mit Misserfolgen umzugehen und zu akzeptieren wenn etwas nicht so funktioniert wie ich mir das gewuenscht habe. Meist muss ich mich schnell auf neue Situationen einstellen und da ich fuer jeden Tag selber verantwortlich bin, versuche ich das Beste daraus zu machen und manchmal bietet das auch neue Chancen etwas ganz anderes aber vielleicht besseres zu erleben. Oft habe ich auch gar keine Zeit, etwas hinterherzutrauern weil schon die naechsten Planungen anstehen, auf die ich mich konzentrieren muss. Es gibt immer neue Perspektiven und Alternativen wenn man es nur zulaesst und sich darauf einstellt.

Ich weiss es auch viel mehr zu schaetzen, welchen Luxus ich zu Hause hatte. Ein gefuellter Kuehlschrank, ein gemuetliches zu Hause und vor allem viele vertrauten Menschen um mich herum, mit denen ich reden konnte.

Besonders interessant sind natuerlich die vielen Begegnungen unterwegs. Es ist toll zu erfahren, was andere so erlebt haben, welche Jobs sie hatten und welche Planungen anstehen. Wenn man in einem Zimmer zusammen uebernachtet wird natuerlich viel gekloent und sich ausgetauscht mit saemtlichen Lebensgeschichten. Da kann man wirklich Studien betreiben! Hochinteressant. Jeder hat seine eigenen Probleme im Gepaeck und die meisten nutzen die Reise, um sich ueber Dinge klarzuwerden, selbstbewusster zu werden oder etwas neues anzufangen. Doch jedem wird klar, dass man die Probleme von zu Hause auch mit auf reisen nimmt, was manchmal nicht so einfach zu akzeptieren ist. Ich habe auf jedenfall schon viele nette Leute kennengelernt. Leider ist die Chance in Kontakt zu bleiben meist gering, weil jeder seine eigenen Reiseplaene hat und man sich wahrscheinlich nicht wiedertreffen kann. Das finde ich immer etwas schade, wenn man eine schoene Zeit zusammen verbracht hat.

Auch wenn es sich kitschig anhoert aber am meisten beeindruckt mich immer noch die Schoenheit unserer Erde!! Manchmal bin ich einfach ganz geruehrt und erfuerchtig, dass ich all das erleben darf und die wunderschoenen und vielfaeltigen Landschaften geniessen kann. Das macht einfach alles aus und darum koennen die Schattenseiten einem den Spass am reisen definitiv nicht verderben!

Southern Curl

von Bunbury ging dann meine Tour am Mittwoch, 28.11. weiter. Und wieder hatte ich grosses Glueck mit der Reisegruppe. Kein Partybus wie erwartet sondern richtig nette Leute. Von 11 waren es witzigerweise 7 alleinreisende Maedels, 5 davon deutsch. Wir haben Busselton gesehen, die Ngilgi Cave in Margret River, Surfers Point und haben eine Weinprobe gemacht. Nach einer Uebernachtung in Margret River ging es am naechsten Tag nach Augusta und Pemperton, wo wir im Karri Park den Gloucester Tree ueber Stufen-ungesichert 61 meter hoch klettern konnten. Ich habe mir das ganze aber von unten angesehen, einige aus der Gruppe sind hochgeklettert. Dann konnte man den Treetop Walk durch den Valley of the Giants gehen, die riesigen Baeume waren schon beeindruckend!

Nachdem wir uns in Denmark den Greens Pool in William Bay-ein schoener Strand-angesehen hatten ging es nach Albany. Am letzten Tag haben wir die beeindruckende Kueste gesehen mit riesigen Felsformationen, z.B. der Natural Bridge. Nach einer weiteren Weinprobe in Mt Barker ging es zurueck nach Perth, wo ich die 2 Tage nutze, um mal wieder Berichte in meinem Blog zu veroeffentlichen ;-)

Fruit killing in Donnybrook

in Perth angekommen, war ich froh wieder in der Heimat und Zivilisation zu sein. Allerdings war der Tag ziemlich stressig weil es wieder viel zu erledigen gab. U.a. die Jobsuche... Nach einigen Telefonaten-ich hatte mich vorher im Internet erkundigt und bei einigen Stellen nachgefragt-habe ich dann endlich eine Zusage von Mr Trigwell von den Oldgoldfields in Donnybrook bekommen. Die Alternative waere Strawberry picking in Albany gewesen.

Da ich mir sowieso den Suedwesten anschauen wollte, habe ich kurzfristig eine Tour fuer den naechsten Tag mit Easyrider (http://www.easyridertours.com.au/tours/southern-curl) gebucht, eine guenstige Jump on Jump off Variante. In Bunbury (4 Stunden suedlich von Perth) endete die erste Tour dann fuer mich und ich bin von dort mit dem Bus nach Donnybrook gefahren. Donnybrook besteht aus einer Strasse mit Laeden - das wars- es entsteht also kein Sightseeingstress :-) Der IGA Supermarkt ist das absolute Hightlight, man geht dort jeden Tag einkaufen, trifft Leute (immer die gleichen), einfach weil es die einzige Abwechslung ist. Die ersten Tage habe ich im Brook Lodge Hostel, einem Working Hostel gewohnt. 95% der Gaeste waren Asiaten, die alle 3 Monate arbeiten, um ihr 2. Working Holiday Visum beantragen zu koennen. Es war also ganz schoen was los dort und ich kam mir vor wie in der Grosskueche eines Chinarestaurants weil den ganzen Tag gekocht wurde aber richtig aufwendig und gut. Nach ein paar Tagen bin ich aber umgezogen, weil ich ein guenstigeres Hotel mit Einzelzimmer und Kuehlschrank auf dem Zimmer gefunden habe-Luxus! Gut, die Kueche war weniger luxerioes, sieht man demnaechst in der Fotogalerie unter der Rubrik Schattenseiten...

Mein neuer Arbeitsplatz http://www.oldgoldfields.com.au war wirklich wunderschoen. Eine herrliche Farm mit vielen Obstbaeumen (Pfirsiche, Nektarinen, Aepfel, Nashi Birnen...) Sah aus dort wie in einem Film. Einige andere Backpacker und ich waren fuer das Fruit Thinning der Nashi Baeume zustaendig. Das bedeutet, dass die noch nicht ausgereiften Fruechte abgeschnitten werden, nur die Besten duerfen reifen. Also quasi das Gegenteil von Fruit picking. Ich habe es killing genannt weil es mir so leid tat, so viele Fruechte einfach abschneiden und somit ueber Leben und Tot entscheiden zu muessen ;-) Allerdings auch besser als Chicken killing, der Job eines anderen Maedels aus dem Hostel ( ich war ganz geschockt-was Leute nicht alles fuer Geld machen...)

Man bekam seine Baumreihe zugeteilt und musste so schnell wie moeglich alle Aeste nach Fruechten absuchen, was manchmal nicht so einfach war, weil sich viele unter den Blaettern versteckten. Nach den ersten Tagen war ich abends ganz schoen kaputt und die verschiedensten Muskeln taten weh aber nach ca. 3 Tagen hat es angefangen Spass zu machen. Es war schoen, den ganzen Tag draussen sein zu koennen. An manchen Tagen war es angenehm bewoelkt aber wenn dann die Sonne 8 Stunden auf einen schien und es um die 30 Grad waren, dann war es schon verdammt anstrengend! Mein Fliegenhut mit Netz hat quasi mein Leben gerettet weil die Fliegen immer um einen herumsurrten und man ja mit beiden Haenden arbeitet. Witzigerweise hat mich eine Australierin gefragt, wo ich denn den Hut herhaette ;-)

Nach 2 Wochen war der Spass schon zuende aber ich haette mir gut vorstellen koenne, noch ein paar Wochen zu bleiben.

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