Freud und Leid auf der Schafsfarm
Nachdem ich zum letzten mal ein Zimmer geputzt hatte, nämlich mein eigenes und mich von allen Leuten im Hotel verabschiedet hatte, ging es montagsmittags nach Ashburton. Das erstemal hatte ich den Nakedbus gebucht und es bitter bereut. Nix von dem Komfort, den ein Intercity Bus zu bieten hat. Ich sass 2 Stunden eingequetscht zwischen zwei Leuten und war froh, als die Fahrt endlich vorbei war. In Ashburton empfing mich Lindsay von der Ardara Farm.
Ab da nahmen die Erlebnisse kein Ende. Es war das aller erste mal für mich, dass ich auf einer Farm war (dabei bin ich doch ein halbes Landei!) und alles begeisterte mich. Es war herrlich all die Tiere um mich herumzuhaben, das war genau das Richtige für mich. Auf der Farm gab es ausser Schafen noch Alpacas, Vieh, schwarze Schafe, die vier süssen Hunde und eine Katze.
Es gab jeden Tag so viel zu tun. Um 7 Uhr standen wir auf und um 8 Uhr ging es los: die fünfhundert Schafe mussten auf andere Weiden getrieben werden. Mal übernahm das der Schafshund, ein anderes mal durfte ich die Herde mit dem Auto hupend einfangen, das war lustig ;-) Liz der frühere Schafshund der jetzt mit 12 Jahren in Rente ist hat immer noch versucht mitzuhelfen, obwohl er kaum noch laufen und bellen kann. Das war so goldig. Dann musste die Bewässerungsmaschine aufgestellt werden, um die Felder zu bewässern, damit die Weide für Milchkühe genutzt werden kann. Bisher habe ich mich ja sehr über das tolle sonnige Wetter gefreut aber jetzt wo ich die Not der Farmer und den trockenen Boden sehe, kann ich verstehen, dass der Regen so dringend nötig ist!
Wir haben Heuballen geladen und an die Schafe verfüttert, gefällte Bäume geladen und transportiert, einen Zaun versetzt, die Hunde gefüttert. Besonders Spass gemacht hat mir das Eiersuchen im Hühnerstall, das war wie Ostern ;-) Ein paarmal musste ich mich allerdings mit Golfbällen zufrieden geben, die werden hingelegt, um die Hühner zu ärgern bzw. sie zu täuschen ;-)
Einmal sagte Lindsay zu mir, dass ich eine gute Farmersfrau wäre- ein grösseres Lob kann man von einem Farmer wohl kaum bekommen ;-)
Eine andere Aufgabe war es, das trächtige Alpaca zu beobachten. Es konnte jeden Tag losgehen mit der Geburt, die 11 Monate Schwangerschaft waren vorbei.
http://de.wikipedia.org/wiki/Alpaka_(Kamel)
An einem Mittag sind Lindsay und Margeret mit mir zur Schafsversteigerung gefahren, das war interessant zuzuschauen, wie ein Part mit Schafen nach dem anderen in rasendem Tempo versteigert wurde. Der Preis pro Schaf lag zwischen 25 und 45 Dollar. Fand ich wirklich nett, dass die beiden mir die Gegend gezeigt haben und mir soviel wie möglich vom Farmleben mitgeben wollten.
Als Margeret auf Dienstreise nach Auckland musste (sie unterrichtet Englisch für Geschäftsleute), habe ich auch den Part der Farmersfrau übernommen und für Lindsay gekocht ;-)
Das Haus sauberzuhalten war leider nicht möglich da es sowas von dreckig war, ich wussste nicht, dass Menschen so leben können. Das hat mich etwas geschockt und geekelt. Ich habe sogar zwei Abende nicht geduscht weil ich mich einfach nicht überwinden konnte und mich danach auch ganz sicher nicht sauber gefühlt hätte. Das heisst schon was...
Mit Lindsay habe ich mich gut verstanden, er ist zwar ein wenig kindlich aber nett und herzlich. Leider habe ich ihn kaum verstanden. Englisch verstehe ich ja mittlerweile prima aber mit neuseeländisch habe ich immer noch so meine Probleme ;-)
Mittwochs hatte Lindsay Geburtstag, da ich ja kein Geschenk hatte habe ich ihm zumindest einen Kuchen gebacken, er hat mich abends zum essen eingeladen.
An einem Abend habe ich die Gemeinde von Ashburton kennengelernt-beim bowlen. Das war witzig, ich hatte die Art vorher noch nicht gespielt und alle haben sich bemüht, es mir beizubringen. Das hat echt Spass gemacht, auch wenn ich nicht gerade zum Gewinn meiner Gruppe beigetragen habe ;-)
Es war wirklich alles eine komplett andere Welt!
Der planmässig letzte Tag, Donnerstag sollte der spannenste aber auch traurigste werden. Beim Alpaca hatte sich gar nichts getan aber an dem morgen sass es oft und Lindsay meinte, es könne heute losgehen.
Nachdem wir die Bewässerungsmaschine versetzt hatten und wiederkamen, lag ein weisses Bündel auf der Wiese!
Das Baby Mädchen war da! Die Mutter hatte es ohne Hilfe zur Welt bringen können. Ich habe mich total gefreut, das mitzuerleben. Leider kam es nicht auf die Beine, das hätte es normalerweise nach ca. 20 Minuten. Lindsay rief dann die Tierärztin, die meinte, das Tier sei zu kalt. Also haben wir decken, heisses Wasser und Wärmflaschen geholt und das kleine Fellbündel gewärmt. Geatmet hat es selbständig. Dann haben wir Milch von der Mutter abgemolken. Ich habe nie im Leben eine Kuh gemolken aber jetzt zumindest ein Alpaca ;-) Die Milch hat die Ärztin dann durch einen Schlauch dem Baby gefüttert, um es zu stärken. Dann hiess es abwarten.
Währenddessen musste übrigens auf der anderen Weide ein krankes Vieh erschossen werden weil es nicht mehr auf die Beine kam. Ich habe es dann später in toter Form als Fleisch wiedergesehen :-( Es wird an die Hunde verfüttert. Das ist wohl das Leben.
Ich habe spontan meinen Bus nach Christchurch gecanncelt und auf den nächsten Tag verschoben, weil ich dachte ich müsse nachts auf das Alpaca aufpassen. Einige Zeit später hat Lindsay beschlossen, es mit dem Auto zum Tierarzt zu fahren. Es lag auf meinem Schoss und als wir losfuhren, hat es selbständig den Kopf gehoben und alles war ok. Doch plötzlich atmete es immer weniger und dann gar nicht mehr. Ich hatte wirklich Panik und habe angefangen es Mund-zu-Mund zu beatmen (kein Witz!), es gab keine andere Möglichkeit in dem Moment. Es war mir aber auch völlig egal, ich wollte dass das kleine Baby lebt. Ein paarmal hat es auch noch Luft geholt aber dann fiel der Kopf herab und es starb in meinen Armen. Als wir bei der Klinik ankamen haben sie noch alles versucht, mit Herzmassage und Beatmung aber es war zu spät. Ich war furchtbar traurig und habe geheult, sogar Lindsay hat geweint. Ich habe natürlich überlegt, was ich noch hätte machen können aber im Wiederbeleben von Alpacas hatte ich halt bisher wenig Erfahrung :-(
Lindsay hatte im letzten Jahr schon mal ein Baby verloren, es lag wohl daran, dass es zu lange im kalten lag oder die Gene der Eltern passten einfach nicht zusammen. Für ihn war es auch noch ein herber Geldverlust, ein Alpaca Weibchen ist ca. 10.000 Dollar Wert, ein männliches noch mehr. Ausserdem hatten sie 11 Monate auf den Moment hingefiebert und dann das…

Am schlimmsten war es als wir ohne das Baby wiederkamen und die Mutter regelrecht getrauert hat! Sie hat es gesucht und an dem Platz geschnuppert wo es vorher lag, ist aufgeregt hin und hergelaufen und hat gewimmert und uns fragend angesehen. Es war ganz schlimm und herzergreifend. Wir mussten ihr dann weiter Milch abmelken und eine Spritze geben, damit es ihr nicht weh tat.
Ja das war also mein Farmerlebnis, sicher das unvergesslichste der ganzen Reise!
Ab da nahmen die Erlebnisse kein Ende. Es war das aller erste mal für mich, dass ich auf einer Farm war (dabei bin ich doch ein halbes Landei!) und alles begeisterte mich. Es war herrlich all die Tiere um mich herumzuhaben, das war genau das Richtige für mich. Auf der Farm gab es ausser Schafen noch Alpacas, Vieh, schwarze Schafe, die vier süssen Hunde und eine Katze.
Es gab jeden Tag so viel zu tun. Um 7 Uhr standen wir auf und um 8 Uhr ging es los: die fünfhundert Schafe mussten auf andere Weiden getrieben werden. Mal übernahm das der Schafshund, ein anderes mal durfte ich die Herde mit dem Auto hupend einfangen, das war lustig ;-) Liz der frühere Schafshund der jetzt mit 12 Jahren in Rente ist hat immer noch versucht mitzuhelfen, obwohl er kaum noch laufen und bellen kann. Das war so goldig. Dann musste die Bewässerungsmaschine aufgestellt werden, um die Felder zu bewässern, damit die Weide für Milchkühe genutzt werden kann. Bisher habe ich mich ja sehr über das tolle sonnige Wetter gefreut aber jetzt wo ich die Not der Farmer und den trockenen Boden sehe, kann ich verstehen, dass der Regen so dringend nötig ist!
Wir haben Heuballen geladen und an die Schafe verfüttert, gefällte Bäume geladen und transportiert, einen Zaun versetzt, die Hunde gefüttert. Besonders Spass gemacht hat mir das Eiersuchen im Hühnerstall, das war wie Ostern ;-) Ein paarmal musste ich mich allerdings mit Golfbällen zufrieden geben, die werden hingelegt, um die Hühner zu ärgern bzw. sie zu täuschen ;-)
Einmal sagte Lindsay zu mir, dass ich eine gute Farmersfrau wäre- ein grösseres Lob kann man von einem Farmer wohl kaum bekommen ;-)
Eine andere Aufgabe war es, das trächtige Alpaca zu beobachten. Es konnte jeden Tag losgehen mit der Geburt, die 11 Monate Schwangerschaft waren vorbei.
http://de.wikipedia.org/wiki/Alpaka_(Kamel)
An einem Mittag sind Lindsay und Margeret mit mir zur Schafsversteigerung gefahren, das war interessant zuzuschauen, wie ein Part mit Schafen nach dem anderen in rasendem Tempo versteigert wurde. Der Preis pro Schaf lag zwischen 25 und 45 Dollar. Fand ich wirklich nett, dass die beiden mir die Gegend gezeigt haben und mir soviel wie möglich vom Farmleben mitgeben wollten.
Als Margeret auf Dienstreise nach Auckland musste (sie unterrichtet Englisch für Geschäftsleute), habe ich auch den Part der Farmersfrau übernommen und für Lindsay gekocht ;-)
Das Haus sauberzuhalten war leider nicht möglich da es sowas von dreckig war, ich wussste nicht, dass Menschen so leben können. Das hat mich etwas geschockt und geekelt. Ich habe sogar zwei Abende nicht geduscht weil ich mich einfach nicht überwinden konnte und mich danach auch ganz sicher nicht sauber gefühlt hätte. Das heisst schon was...
Mit Lindsay habe ich mich gut verstanden, er ist zwar ein wenig kindlich aber nett und herzlich. Leider habe ich ihn kaum verstanden. Englisch verstehe ich ja mittlerweile prima aber mit neuseeländisch habe ich immer noch so meine Probleme ;-)
Mittwochs hatte Lindsay Geburtstag, da ich ja kein Geschenk hatte habe ich ihm zumindest einen Kuchen gebacken, er hat mich abends zum essen eingeladen.
An einem Abend habe ich die Gemeinde von Ashburton kennengelernt-beim bowlen. Das war witzig, ich hatte die Art vorher noch nicht gespielt und alle haben sich bemüht, es mir beizubringen. Das hat echt Spass gemacht, auch wenn ich nicht gerade zum Gewinn meiner Gruppe beigetragen habe ;-)
Es war wirklich alles eine komplett andere Welt!
Der planmässig letzte Tag, Donnerstag sollte der spannenste aber auch traurigste werden. Beim Alpaca hatte sich gar nichts getan aber an dem morgen sass es oft und Lindsay meinte, es könne heute losgehen.
Nachdem wir die Bewässerungsmaschine versetzt hatten und wiederkamen, lag ein weisses Bündel auf der Wiese!
Das Baby Mädchen war da! Die Mutter hatte es ohne Hilfe zur Welt bringen können. Ich habe mich total gefreut, das mitzuerleben. Leider kam es nicht auf die Beine, das hätte es normalerweise nach ca. 20 Minuten. Lindsay rief dann die Tierärztin, die meinte, das Tier sei zu kalt. Also haben wir decken, heisses Wasser und Wärmflaschen geholt und das kleine Fellbündel gewärmt. Geatmet hat es selbständig. Dann haben wir Milch von der Mutter abgemolken. Ich habe nie im Leben eine Kuh gemolken aber jetzt zumindest ein Alpaca ;-) Die Milch hat die Ärztin dann durch einen Schlauch dem Baby gefüttert, um es zu stärken. Dann hiess es abwarten.
Währenddessen musste übrigens auf der anderen Weide ein krankes Vieh erschossen werden weil es nicht mehr auf die Beine kam. Ich habe es dann später in toter Form als Fleisch wiedergesehen :-( Es wird an die Hunde verfüttert. Das ist wohl das Leben.
Ich habe spontan meinen Bus nach Christchurch gecanncelt und auf den nächsten Tag verschoben, weil ich dachte ich müsse nachts auf das Alpaca aufpassen. Einige Zeit später hat Lindsay beschlossen, es mit dem Auto zum Tierarzt zu fahren. Es lag auf meinem Schoss und als wir losfuhren, hat es selbständig den Kopf gehoben und alles war ok. Doch plötzlich atmete es immer weniger und dann gar nicht mehr. Ich hatte wirklich Panik und habe angefangen es Mund-zu-Mund zu beatmen (kein Witz!), es gab keine andere Möglichkeit in dem Moment. Es war mir aber auch völlig egal, ich wollte dass das kleine Baby lebt. Ein paarmal hat es auch noch Luft geholt aber dann fiel der Kopf herab und es starb in meinen Armen. Als wir bei der Klinik ankamen haben sie noch alles versucht, mit Herzmassage und Beatmung aber es war zu spät. Ich war furchtbar traurig und habe geheult, sogar Lindsay hat geweint. Ich habe natürlich überlegt, was ich noch hätte machen können aber im Wiederbeleben von Alpacas hatte ich halt bisher wenig Erfahrung :-(
Lindsay hatte im letzten Jahr schon mal ein Baby verloren, es lag wohl daran, dass es zu lange im kalten lag oder die Gene der Eltern passten einfach nicht zusammen. Für ihn war es auch noch ein herber Geldverlust, ein Alpaca Weibchen ist ca. 10.000 Dollar Wert, ein männliches noch mehr. Ausserdem hatten sie 11 Monate auf den Moment hingefiebert und dann das…

Am schlimmsten war es als wir ohne das Baby wiederkamen und die Mutter regelrecht getrauert hat! Sie hat es gesucht und an dem Platz geschnuppert wo es vorher lag, ist aufgeregt hin und hergelaufen und hat gewimmert und uns fragend angesehen. Es war ganz schlimm und herzergreifend. Wir mussten ihr dann weiter Milch abmelken und eine Spritze geben, damit es ihr nicht weh tat.
Ja das war also mein Farmerlebnis, sicher das unvergesslichste der ganzen Reise!
Paradise - 25. Apr, 11:21